Kreditauskünfte – was sagen sie wirklich aus?

Eine Freundin ruft mich aufgelöst an und erzählt, dass ihr von einer zweiten Gesellschaft der Leasingantrag abgelehnt wurde, dabei sei sie schuldenfrei und habe als Unternehmerin beim KSV ein Rating von 270 Punkten, das steht für geringstes Risiko. Wir reden von einem Kleinwagen, Kaufpreis 13.000 Euro, Leasingrate 180 Euro, also für eine Einzelunternehmerin nicht wirklich eine Größenordnung, bei der man sich bei der Rückzahlung Sorgen machen sollte, wenn sie sonst keine Fixkosten hat.

Alle Banken und Leasinggesellschaften, die Kredite/Leasing vergeben („Holen Sie sich jetzt … und zahlen Sie später!“ ist auch schon ein Kreditgeschäft!), bekommen ihre Informationen über die Kunden von Kreditauskunteien, Rating-Agenturen für Privatpersonen, übrigens nur diese, denn eine Banklizenz ist dazu erforderlich. Diese Auskunfteien haben Daten, die ihnen u.a. von den kreditgebenden Banken zur Verfügung gestellt werden (ich möchte nicht wissen, von woher noch…), aktualisieren sie offenbar erst dann, wenn angefragt wird. Im Fall meiner Freundin waren die Daten 8 Jahre alt, das heißt, da standen Kredite, die schon längst abbezahlt waren. In einem Fall hatte der Bankbeamte vergessen, die Rückzahlungsfrist zu berichtigen, das war schon besprochen. Nun stand der Kredit mit abgelaufener Frist im KSV und da wird natürlich jede andere Bank keinen weiteren Kredit vergeben! Der (viel größere, aber gut besicherte) Hypothekarkredit war interessanter weise garnicht aufgeführt, soviel zur Aussagekraft einer Kreditauskunft! Die dritte Leasinggesellschaft hat das Auto dann übrigens finanziert, denn da hatte meine Freundin schon eine schriftliche Stellungnahme abgegeben, die denen als Entscheidungsgrundlage half. Dass die mehrmals beim KSV nachschauten, konnte meine Freundin in der Selbstauskunft sehen: Da sind auch die Anfragen der Banken aufgelistet („Obligoanfrage“), übrigens sieht das nur die Privatperson (6 Monate lang), nicht die anderen Banken!

Banken sind zwar verpflichtet, eine Information im Sinne einer Löschung an die Ratingagenturen zu schicken, also die Daten über ihre KundInnen bei den Auskunfteien zu aktualisieren. Sie vergessen es aber oft (sicher nicht aus böser Absicht). Das heisst für uns alle, wenn wir wirtschaftlich voll handlungsfähig sein wollen, müssen wir uns selbst kümmern und eine  Selbstauskunft (gemäß §26 Datenschutzgesetz) beantragen, die bei allen Auskunfteien einmal jährlich kostenfrei ist.

Wenn dann Daten von Krediten aufgeführt sind, die zB schon längst bezahlt wurden, muß die Bank kontaktiert und um Löschung der Daten gebeten werden, Sie selbst können das nämlich nicht!

In Österreich gibt es übrigens nicht nur den KSV, sondern auch die creditreform und Deltavista, die den Banken ihre Informationsdienste über unsere Gebarung anbieten. Sie müssen bei allen eine Selbstauskunft verlangen, weil die sich als Mitbewerber natürlich nicht austauschen….!

Meine Freundin war ziemlich verzweifelt und fühlte sich ausgeliefert. Es hat ja wirklich etwas von Kafka, diese Sache. Und es wird in Zukunft auch nicht besser werden, angesichts der ruppigen Wirtschaftlage und der Situation der Banken, die schon über Basel III nachdenken… Da hilft nur proaktive Selbstinitiative! Sie haben ein Recht auf die Richtigkeit Ihrer Daten – Schauen Sie hin und pflegen sie sie !!

Herzlichst, Ihre Verena Florian

1 Kommentar
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