Geld und Psyche

Psychotraining bringt mehr als Geld
Geld macht glücklich, sagt der Volksmund. Britische Wissenschaftler sagen aber,
dass ein Training für die Psyche noch viel mehr bringt in punkto Glück und Zufriedenheit.
Stress, Gereiztheit, Unzufriedenheit sind Symptome, die in den meisten Industrienationen bei vielen Menschen anzutreffen sind. Könnte man – rein theoretisch – Abhilfe schaffen, wenn es Geld regnete?
Nein, sagen jetzt britische Forscher, das wäre im Verhältnis zur erhofften Wirkung viel zu teuer. Dagegen könne man mit einer viermonatigen Therapie für die Psyche 32 Mal mehr bewirken als mit einer kräftigen Lohn- oder Gehaltserhöhung. Dies stellten die Forscher durch Auswertung der Daten von mehreren tausend Probanden fest, schreiben sie in der Fachzeitschrift Economics Policy and Law.
«Wir haben gezeigt, dass eine psychologische Therapie sehr viel kosteneffektiver sein sein kann als eine finanzielle Zuwendung zur Linderung von Unzufriedenheit», erklärt Chris Boyce von der University of Warwick. «Dies hat auch weitere Implikationen für das allgemeine gesundheitliche Wohlbefinden der ganzen Bevölkerung.»
Datenerhebungen tausender Personen haben Chris Boyce und sein Kollege Alex Wood von der University of Manchester durchgesehen. Die Studienteilnehmer hatten sich darin zu ihrer persönlichen Zufriedenheit im Leben geäußert. Ein Teil der Probanden konnte im Rahmen dieser Studie eine viermonatige psychologische Therapie machen, die umgerechnet etwa 886 Euro kostete. Außerdem bezogen die Forscher auch plötzliche Gehaltserhöhungen, Lottogewinne, Erbschaften und Ähnliches in die Erforschung des Glückserlebens ihrer Studienteilnehmer mit ein.
Schließlich werteten sie aus, wie viel mehr an Wohlbefinden die Therapie und wie viel mehr an Zufriedenheit ein Geldsegen irgendeiner Art brachte. Hierbei berücksichtigten sie auch das eingesetzte Geld, um zu ermitteln, wie sich die Therapie gegenüber dem Geldregen auswirkt.
Das überraschende Ergebnis: Mit einer viermonatigen Therapie, die keine 1000 Euro kostet, erreicht man bei einem Individuum einen ebenso hohen Zufriedenheitsstand wie bei jemandem, der einen Geldsegen von 27.703 Euro bekommt. Das heißt: Wenn man Individuen durch reine Geldzuwendung zufriedener machen will, dann muss man etwa 32 Mal tiefer in die Tasche greifen als wenn man den Individuen eine Therapie spendieren würde.
Dieses Ergebnis legt nach Angaben der Forscher wichtige volkswirtschaftliche Schlüsse nahe: Ein allgemeines Wirtschaftswachstum mit mehr Geld für den Einzelnen bringt nur eine hauchdünne Besserung des psychischen Wohlbefindens. Im Laufe der letzten 50 Jahre haben die die Industrienationen keinen nennenswerten Zuwachs an Zufriedenheit und seelischem Wohlbefinden verzeichnen können, so die Forscher. Besser wäre es, den Zugang zu psychologischen Therapien und psychosozialen Zentren für alle zu erleichtern.

Dez. 2009-12-03

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