Muss die Miete wirklich jedes Monat bezahlt werden?!

Wie wissen junge Leute, wie man mit Geld umgeht? Sie wissen es meistens nicht.

Als ich so darüber nachgedacht habe, sind mir bei mehreren Leuten in meiner Umgebung drei auffallend ähnliche Verhaltensmuster aufgefallen:

Der Naivling – Die, die immer pleite sind

Sie sind süß, sie sind nett, sie sind sozial. Meistens umringt von Anbetern, stolzieren sie durch ihre wohlbekannten  Viertel. Sie lachen gerne, sind hilfsbereit und du kannst dich meistens auf sie verlassen. Häufig kommen sie aus eher ländlichen Gebieten, sind Einzelkind und haben generell eine sehr romantische Weltsicht. Nur eine Sache ist ihnen nicht klar: Sie können nicht mit Geld umgehen. Es ist nicht einmal so, dass sie es nicht wahrhaben wollen. Sie denken ja, dass sie es könnten. Am Anfang des Monats laden sie dich manchmal auf einen Kaffee ein, gehen shoppen oder man sieht sie in dieser Zeit mit Marken-Jogurt oder ähnlich abwegig teuren Nahrungsmitteln in der Hand. In der zweiten Hälfte des Monats wendet sich dieses Verhalten plötzlich. Wenn du fragst, ob man zusammen einen Kaffee trinken geht, wirst du  plötzlich mit Blicken à la: „Ihr Reichen könnt euch das ja leisten“ bestraft und umgehend darüber in Kenntnis gesetzt, dass nicht jeder so viel Geld besitzt wie du.

Das Lustige ist, dass wir  ja alle gleich viel Geld haben.

Der „deutsche“ Korrekte – Die, die immer kopfpleite  sind

Diese Kategorie: „der korrekte Deutsche“ zu nennen, wäre natürlich zu politisch unkorrekt, aber den Adjektiv „deutsch“ als Synonym für… ja, für diese ganzen deutschen  Merkmale eben zu verwenden, ist ja okay.

Sie schreiben sich alles auf. Alles! Immer. Überall. Ein Bier am Abend? Ins Heftchen. Ein Schokoriegel aus dem Automaten? Ins Heftchen. Ein Blatt Papier in der Uni kopiert? Ins Heftchen!! Am Ende der Woche wird gerechnet und gerechnet, und: „OH MEIN GOTT diese Woche habe ich 62 Euro statt den mir selbst vorgeschriebenen 60 ausgeben!“ Die positive Seite daran ist, dass sie relativ gut sparen können und außerdem immer genau den Überblick darüber haben, wer wem wie viel schuldet (das kann auch zum Nachteil werden). Die negativen Seiten sind, dass der deutsche  Korrekte nie einfach Glühwein trinken gehen kann, da er eigentlich immer über dem Budget ist. Außerdem: Unter Geisteswissenschaftlern ist Rechnen nicht einer der beliebtesten Zeitvertreibe, das heißt: der deutsche  Korrekte verrechnet sich eigentlich immer. Und das bringt rasche Stimmungshebungen, beziehungsweise –Senkungen mit sich. Hier sei vermerkt: Das Budget richtet sich nicht nach dem tatsächlichen monatlichen Geldbetrag, sondern nach phantasierten, sehr unrealistischen Kleinstmengen. Denn der Deutsche  ist sparsam, deswegen spart er! Für was? Naja, einfach so halt…

Das Lustige ist, dass wir ja alle gleich viel Geld haben.

Der Bio-Hippie – Die, die pleite sein wollen

Manche Charakterzüge des Hippies mögen sich mit denen des Naivlings überschneiden, aber trotzdem bildet er seine ganz eigene Gruppe. Bio-Hippies scharen sich um Mülltonnen vorm Spar, um zu dumpstern, gehen zum „Deewan“ essen („Zahle soviel du willst“) und zum Humana Gewand einkaufen. Am Lautesten hörst du sie reden, wenn sie dir weismachen wollen, dass sie kein Geld brauchen. Der Bio-Hippie schaut dich strafend an und kündigt sozusagen sofort die Freundschaft, wenn er dich im H&M sieht. Aber dann staunst du plötzlich: Huch, hat er wirklich gerade gesagt, seine Eltern wären Anwälte und er bekomme 1000 Euro jeden Monat überwiesen? Wo ist dieses Geld (denn Bio-Hippies haben ja als Status „pleite“ an ihre Stirn geschrieben)? Sie brüsten sich mit ihrer Unabhängigkeit vom Geld, ihrer geldlosen Kreativität. Und dann kaufen sie sich einen Apple-Computer. Das Problem ist, dass der Hippie ziemlich arrogant und gleichzeitig sehr weltfern sein kann und das bringt dich während Diskussionen an den Rande des Wahnsinns.

Das Lustige ist, dass wir ja alle gleich viel Geld haben.

Wer, Wie , Was

Wir  spielen erwachsen. Die Einen tun so, als hätten sie sowieso alles im Griff, sind dann aber spätestens am Monatsende komplett pleite (jedes Mal!) und die Anderen haben solch eine Angst vor Selbstverantwortung, dass sie sich in erdachte Regeln flüchten, die meistens nicht funktionieren (dass heißt sie haben mehr als genug, denken aber sie dürften es nicht ausgeben). Manche brüsten sich auch damit pleite zu sein und sind prinzipiell gegen alle, die keine Geldprobleme haben.

Auch wenn wir wissen, dass der Mittelweg am Besten wäre, kriegen wir es trotzdem nicht wirklich hin. Hoffentlich ist die Selbsterkenntnis der erste Weg zur Lösung des Problems.

Ich weiß, zu welcher dieser drei Gruppen ich gehöre. Du auch?

 

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