Weglächeln
Carina Kerschbaumer, Leitende Redakteurin der Kleinen Zeitung Steiermark, hat heute einen so treffenden Kommentar geschrieben, dass ich diesen hier einfach zitiere:
Ausnahmezustand? Kein Banker sollte es mehr wagen, Sorgen von Schülern zu belächeln.
Im Mittagsjournal erklärt die Sprecherin, dass bei Milliardenhilfen des Bundes nicht mehr nur auf der höchsten Managementebene der Banken die Einkommen angeschaut werden. Eine Meldung wie jede andere? Wie jene im „Spiegel“, in der über einen Staatsbankrott Österreichs sinniert worden ist? Eine Geschichte, die ja erbost vom Kanzler zurückgewiesen worden ist. Ob das noch aufregt? Irgendwie haben sich alle daran gewöhnt. Ob es zurzeit wirklich einen Ausnahmezustand gibt? Die Bananen kosten weiter 1,10 Euro und es gibt genug davon. Ausnahmezustand? Natürlich gibt es ihn, er wird halt weggelächelt. Oma und Opa sollen sich über ihr Erspartes keine Sorgen machen. Der Staat haftet ja fürs Sparbuch. Auch daran haben wir uns gewöhnt. Und wollen gar nicht mehr die Dramatik kennen, die hinter dieser Entscheidung stand. „Aber“, fragte mich jetzt ein 17-Jähriger, „wie sicher ist es, dass mein Erspartes in zwei Jahren gleich viel wert ist?“ Womit müsse gerechnet werden, wenn Billionen in die Märkte gepumpt werden? Wenn die Lösung so einfach sei, meinte er, wäre ja jede Krise zu lösen. Banker schütteln bei solchen Fragen nachsichtig den Kopf und meinen, die Gefahr der Geldentwertung sei nicht gegeben. Es müsste das Geld nur rechtzeitig wieder aus dem Markt genommen werden. Klingt nicht beruhigend. So ähnlich haben ja auch Finanzberater überzeugt. „Glauben Sie, dass die viertgrößte US-Investmentbank Pleite geht?“, haben sie lachend zaudernde Anleger gefragt. Sie ist Pleite gegangen.
Ob Oma oder 17-Jähriger – mit einem nachsichtigen Lächeln sollte sich niemand mehr abspeisen lassen. Und kein Banker sollte es mehr wagen, über solche Fragen zu lächeln.
Ganz langsam sickert durch, dass das Geldsystem in dieser Form möglicherweise nicht ewig existieren wird. Ich meine, dass wir uns nichts vormachen sollten und die Thematik offen ansprechen müssen. Das ist jedenfalls eine bessere Vorgangsweise als weglächeln. Und vermindert irrationale Existenz – Ängste, weil wir dann wenigstens wissen, was auf uns zukommen kann und wir uns dementsprechend vorbereiten können. Eines ist jedenfalls sicher: Eine Währungsreform – darum geht es ja – kommt nicht von heute auf morgen. Und es gibt viele Möglichkeiten, dieser zu begegnen. Wir werden in diesem Blog in nächster Zeit darauf eingehen.
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